Munros sind die 3000er in Schottland, d.h. wenn man die Höhe in Fuß angibt. In Metern sind das ca. 914. Jedenfalls gibt es über 200 von ihnen, und sie werden von vielen Briten wie Briefmarken gesammelt. So wollten wir wenigstens einen Munro auf dieser Reise besteigen.

Nachdem am Loch Lomond die Wanderung zum Ben Lomond wegen Wetter und müden Beinen (Edinburgh) noch abgewählt wurde, schien Sgorr Dhearg noch machbar.
Nun klingen 914 m nicht besonders hoch, aber wie in Norwegen, läuft man auch hier ja immer fast auf Meeresspiegelhöhe los. Bei uns war es sogar so, dass wir direkt aus der Unterkunft starten konnten.

Es sollte der Tag mit den meisten Schritten in 2020 werden…

Los ging es durch viel Wald, aber stetig bergauf. Der Wald war wirklich etwas besonderes. Aus Bäumen herauswachsende Bäume hatten wir auch noch nicht gesehen.

Mit zunehmender Höhe gab es dann ein abruptes Ende des Waldes, da die Schotten hier das halbe Tag gerodet hatten. Dieser Teil der Wanderung war dann nicht so schön, hatte etwas von Mondlandschaft.

Nach einem konstant steilen Aufstieg folgte eine Hochebene, die sehr sumpfig war. Dort trafen wir einen älteren Herrn. Er schaute recht angespannt in Richtung des Sgorr Dhonhill. Im Smalltalk kam heraus, dass sein Sohn da grad oben war und er wartete.

Bis zum Sattel zwischen den beiden Munroes gab es noch einmal ein steiles Stück. Von dort oben gab es bereits wunderschönes Aussichten auch nach Süden in Richtung Atlantik.
Das letzte Stück war sehr steinig und man musste mit einiger Konzentration laufen.

Insgesamt haben wir auf der Tour vielleicht 10 Leute getroffen, aber wahrscheinlich nur auf Grund des schönen, für Schottland wohl außergewöhnlich schönen Wetters. Da oben sehr wenig Wind wehte, umgab uns eine sehr angenehme Stille.

Eine Frau saß auch noch unterhalb des Gipfels und sonnte sich. Sie war sehr gesprächig :-) Sie genoss den Augenblick und meinte nur, dass ihr Mann unbedingt noch auf den anderen Hügel da wollte, sie aber nicht.

In diesem Sinne, immer schön gechillt, ging es danach wieder ins Tal.

Blick zum Ben Newis, höchster Berg Großbritanniens.

Ich wollte noch von einer Begegnung erzählen…

Auf der Wanderung auf den Sgorr Dhearg trafen wir oben ein Pärchen.

Sie waren beide ca 55 und recht schlank, fast hager. Sie trugen alte Wandersachen, nicht diesen neumodischen Outdoor Kram.

Sie waren recht flott unterwegs, machten das also öfter. Vom Auftreten schienen sie sehr bescheiden, aber zufrieden. Tochter1 und ich liefen fast den ganzen Abstieg hinter ihnen her, hatten aber Mühe dran zu bleiben.

Während es oben am Gipfel noch es sehr ruhig gewesen war, wurden wir mit jedem Meter nach unten wieder in die Zivilisation gezogen. Im Tal fuhr ein lautes Motorrad am andern zwischen den SUVs und Wohnmobilen, praktisch in Kolonne. Es war Sonntag und man musste wohl auch in Schottland seinen Reichtum präsentieren.

Erst ganz unten holten wir das Pärchen wieder ein. Sie fuhren mit einem Kleinwagen nach Hause.
Ich glaube, an diesem Tag war das Pärchen, was nach westlicher Sichtweise vielleicht arm war, viel glücklicher als die Leute, die ihr Geld mit viel Lärm um den Loch Leven herumfuhren.
Denn Sie hatten den Sgorr Dhearg bezwungen und die fantastische Aussicht genossen.